Käthe Schönle
  „I like to see you / Die unerhörte Sichtbarkeit des Gegenübers“
  Ausstellungseröffnung                   19.03.2020 | 19:30 Uhr
  Die Künstlerin  ist anwesend
  
  Es spricht                                        Margot  Prax
 Ausstellungsdauer                          19|03|2020  - 18|04|2020
  Von den Abgründen der Banalität des  Seins
Mit  Arbeiten von Käthe Schönle startet die Galerie.Z das Jahr 2020. Gemeinhin  verleitet der Beginn eines neuen Jahres, vielmehr noch einer neuen Dekade dazu,  voll Optimismus und Zuversicht auf den Weltenlauf zu blicken und mit freudigen  Erwartungen willkommen zu heißen. Logischerweise hält dieser übersteigerte  Optimismus bei nüchterner Betrachtung der Realität nicht Stand. Käthe Schönles  Personagen scheinen diese Diskrepanz verinnerlicht zu haben, wenn sie zweifelnd,  verängstigt, bisweilen bestürzt aus den Bildern blicken.
Ausnahmezustände als Regel
  Käthe  Schönle dekliniert in frappant reduzierter Manier das Mensch-Sein mit all  seinen Facetten in einer Welt, in der existenzielle Ausnahmezustände eher zur  Regel als zur Ausnahme geworden sind. „I like to see you/Die unerhörte  Sichtbarkeit des Gegenübers“ - so der Titel der aktuellen Ausstellung – erzählt  davon, wie soziale Beziehungen, gesellschaftliche Strukturen, wirtschaftliche  Systeme und persönliche Verstrickungen auf den Einzelnen einwirken.
  Käthe  Schönle, die an der Kunsthochschule in Kassel das Studium der Visuellen  Kommunikation und Freie Kunst  jeweils  mit Auszeichnung abgeschlossen hat, erweist sich dabei als unerschrocken und  radikal. Ohne Scheu konfrontiert sie das Publikum mit Gefühlszuständen wie Angst,  Frustration oder Selbstzweifel mit souveräner Stilsicherheit und technischer  Exzellenz.
Leben in Schieflage
  Frei  von jeglicher Sentimentalität, jedoch ausgestattet mit einem feinen Sensorium  und geschärftem Blick für Menschen, deren Gefühlshaushalt und Existenz in  Schieflage geraten sind, präsentiert die in Riedlingen/D geborene und in Wien  lebende und arbeitende Künstlerin in der Schau neue Arbeiten auf Papier. Häufig  verbindet sie dabei collageartig Zeichnung und Malerei. Gleichzeitig scheint  sie mit großer Lust die Körper ihrer Figuren zu dekonstruieren, sodass sie  regelmäßig beinahe grotesk verzerrte Haltungen einnehmen. Weil dies in  eklatantem Widerspruch zu deren desparatem Gesichtsausdruck steht, entbehren  die Situationen nicht einer gewissen Slapstick-Note. 
Erhöht  wird dieser Eindruck durch eingefügte Texte, Anweisungen oder Aufforderungen  wie etwa „Mon cher, I swear“, „Thumbs up“ oder „Splits“. Spielerisch verfährt  Käthe Schönle gleichermaßen mit Buchstaben, indem sie sie spiegelverkehrt  schreibt.
  Es  liegt nahe, dass sie mittels Ironie und Augenzwinkern einerseits auf die  Zwiespältigkeit des menschlichen Wesens und andererseits auf die Absurditäten  des Lebens anspielt.
Szenarien des alltäglichen Wahnsinns
  Eingefasst,  umrissen, begrenzt und durchbrochen werden die eigentümlich verdrehten Figuren,  die von stupender anatomischer Kenntnis der Künstlerin zeugen, häufig von  Farbflächen. Figuratives und Abstraktes setzt Käthe Schönle mit verblüffender  Sicherheit und hohem ästhetischen Anspruch zu feinfühligen, ergreifenden  Kompositionen zusammen. 
  Klug  und versiert balanciert sie die jeweiligen Eigenschaften von Zeichnung und  Malerei aus: Präzise fokussiert sie auf die Linie, wenn sie zeichnet. Mit  Eleganz schafft sie atmosphärische Farbverläufe und Oberflächen, wenn sie malt.  Aus diesem Zusammenspiel ergibt sich eine aufgeladene Spannung, die zugleich  betört und konsterniert. 
  So  viel Schönheit in der Tragik begegnet den anspruchsvollen Kunstgenießern  heutzutage nicht so oft, zumal Käthe Schönles künstlerisches Werk noch relativ  jung ist. Mit „I like to see you/Die unerhörte Sichtbarkeit des Gegenübers“  befindet sie sich jedenfalls auf sehr ambitioniertem Weg. 
  Die Galerie.Z likes to see you soon!